Viele Menschen setzen sich mit großer Hilfsbereitschaft für Migranten und insbesondere für Geflüchtete ein, um ihnen ein gutes Ankommen und langfristig eine gelungene Integration in Deutschland zu ermöglichen. Dieses Engagement ist einerseits bereichernd, andererseits ist es eine Herausforderung für uns alle.
Wir von KulturWert haben es uns zum Ziel gesetzt, Menschen in ihrem Engagement für Geflüchtete mit unseren Kenntnissen und Fähigkeiten zu unterstützen. Mit Ihnen zusammen wollen wir die kulturelle Vielfalt in Deutschland konstruktiv mitgestalten!
Ethnologische Forschung u.a. zum Thema Kulturschock/Kulturkrise zeigt: Die Begegnung mit dem Fremden ist anstrengend, da sie das eigene Weltbild und die eigenen Werte infrage stellt und dadurch Orientierungslosigkeit und Ängste auslösen kann. Sprachliche und andere kulturelle Barrieren erschweren die Zusammenarbeit, die psychosozialen Folgen der Flucht sind für die Geflüchteten wie auch für die Helfer oft nicht allein zu bewältigen. Unter dem sogenannten „Kulturschock“ leiden keineswegs nur die Neuankömmlinge/Migranten/Geflüchteten, sondern auch die ehren- und hauptamtlichen BegleiterInnen. Hier helfen ethnologisches Wissen (z.B. über den Verlauf der Kulturkrise, über Geschlechterrollen und Familienbilder etc.) und der spezifische „ethnologische Blick“ – ein interessierter und nicht urteilender Blick auf andere Denkweisen und auf fremde Lebenswelten.
Unterschiedliche Wertvorstellungen und Erfahrungen der Geflüchteten und ihrer BegleiterInnen erschweren den interkulturellen Dialog. Was ist mir wichtig? Was ist dem anderen wichtig? Wie können wir uns darüber austauschen? Im Kontext interkultureller Spannungsfelder erweist sich eine werteorientierte Perspektive als Schlüssel zum Verständnis: Werte bestimmen Zielsetzungen und Verhaltensweisen von Menschen genauso wie ihre Gefühle und moralischen Urteile. Alltagspraktiken spiegeln immer die Werte der jeweiligen Gruppe, sie stiften Sinn und Identität. Jeder Mensch möchte mit seinem Verhalten Werte verwirklichen, Sinnvolles tun. Nicht nur, aber besonders im interkulturellen Kontext ist es wichtig zu erkennen, dass meine eigene Sichtweise und meine Werte nicht das Maß aller Dinge sind. Wir müssen vor allem die Fähigkeit erwerben, unser eigenes Wertesystem zu relativieren, und bereit sein, „fremde“ Werte und Lebensweisen anzuerkennen:
Das Denken und Handeln der „fremden“ Anderen hat einen Sinn, auch wenn wir ihn (noch) nicht verstehen. Die Ethnologie als Wissenschaft vom kulturell Fremden hilft dabei, dieses Verständnis zu entwickeln.